Montag, 22. Februar 2010

Das Problem kleiner Zahlen

Stell Dir einmal folgende Situation vor:

Du hast ein paar Bier getrunken, viel mehr als du eigentlich wolltest, steigst in deinen Wagen und fährst nach Hause. Dummerweise macht sich dein Alkoholpegel in Schlangenlinien bemerkbar. Also ruft jemand die Polizei, die hält dich an und du darfst ins Röhrchen pusten.

Polizist: "Das sind 0,6 Promille, wie können Sie in diesem Zustand Auto fahren?"

Du (lallend und schwankend): "Aber Herr Wachtmeister, denken Sie doch mal nach! 0,6 Promille - das sind 0,06 Prozent! Was für eine lächerlich kleine Zahl! Das kann doch gar keinen Einfluss auf meinen Körper haben"

Polizist denkt einen Moment nach: "Stimmt, Sie haben Recht. Das kann wirklich keinen Einfluss haben. Hier haben Sie Ihren Führerschein, schöne Heimfahrt!"


Realistisch? Wohl eher nicht. Trotzdem findet man diese Argumentation tagtäglich von zahlreichen Klimaverschwörungstheoretikern, auf Blogs, in Foren und Youtube-Videos. Freemans Verschwörungsblog scheibt auf seiner Hauptseite:

CO2 hat einen Anteil von nur 0.0385% an der Atmosphäre (laut Wiki) und der Mensch trägt dazu nur 5% bei (laut UNO Klimabericht), also nur 0.0019%. Dieser winzige Anteil an der Luft soll das Klima verändern? Schwachsinn!!!

Die Behauptung der Klimahysteriker, das CO2 vom Menschen erwärmt das Klima, ist genau so absurd wie die Behauptung, wenn wir ins Meer pinkeln dann erwärmt sich der Ozean.

Allerdings glaubt Freeman auch, die CO2-Konzentrationen für die Klimaforschung werden stets nur an Vulkanen gemessen, damit die Wissenschaftler sich bessere Ergebnisse erschummeln können. Zudem scheint ihm das mathematische Konzept des Rundens unbekannt zu sein:

Es wird behauptet, der CO2-Anteil wäre 0,039 Prozent. Richtig ist 0,0387 Prozent. Es wird nicht erwähnt, die Messung erfolgt am Mauna Loa, ein Vulkan auf Hawaii. Da kann man genau so gut auch am Auspuff eines Autos messen.

Aber gut, auf solchen Blogs herumzupicken ist natürlich einfach. Das Argument "lol, was für eine kleine Zahl" findet sich aber erstaunlicherweise auch an seriösen Stellen immer wieder. Dabei sollte die Fehllogik eigentlich offensichtlich sein - eine Zahl nur für sich ist bedeutungslos, ganz egal wie viele Nullen oder Fünfen oder Achten da drin sind. Erst wenn man Ursachen und Wirkungen versteht, sowie das alles in einen Rahmen zeitlicher Veränderungen setzt, bekommt man brauchbare Ergebnisse.


Übrigens - zum obigen Beispiel: Ethanol lagert sich in den Membranproteinen der Nervenzellen an und führt zur Störung und Betäubung der Rezeptoren. Der Atemalkoholgehalt hängt damit nur indirekt zusammen. Man kann das Beipiel mit anderen Stoffen noch höher auf die Spitze treiben - Zyankali ist bereits bei einer Blutkonzentration von 0,000175% tödlich, die stärksten Gifte bei Konzentrationen im Bereich von 10-9%. Das sind 0,000000001%! Was für eine kleine Zahl!

1 Kommentar:

  1. Aber wenn man diesen Leuten dann sagt: Zyankali ist bei 0,000175% tödlich, dann sagen sie: Jaaa, aber das ist ja auch ein Gift...
    Das ist kein Land zu gewinnen :)
    Deswegen gefällt mir der Alkohol-Vergleich besser.

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